Montag, 8. September 2008

Klarheit


...und ich halte meinen Kopf unter den Wasserhahn, um die letzten Gedankenbrocken aus dem Nervenlabyrinth zu waschen. Jede halbe Stunde bin ich heute Nacht wachgerüttelt worden. Erst waren es nur klitzekleine Geräusche, die mich pieksten, irgendwann dann aber eher Phantome. Kleine Geister, die sich in den Raum zwischen Hals und Kinn legen, sich drückend gegen den Kehlkopf schmiegen und ab und zu ihren Finger auf die Pulsschlagader legen, um zu sehen, ob ich noch lebe.

Diese sind es, die mich schon seit Wochen immer wieder besuchen, mir ein wenig Luft und einige Illusionen nehmen und sie mit Fragen und Enttäuschungen ersetzen.

Der Wasserstrahl ist nun direkt auf meine Stirn gerichtet, das Dritte Auge. Das tut gut und schickt die Sinne in einen Kurzurlaub. Langsam fängt es an zu Kribbeln, ich hebe den Kopf und trinke ein zwei Schlucke von dem klaren Nass. Eher lauwarm ist es inzwischen. Das schmeckt mir nicht. Wenigstens das weiß ich!

Aber die Frage stand ja gar nicht im Raum.

Kann mir mal bitte jemand ne Windmaschine aufbauen und damit alles Schlechte wegpusten? Einfach mal ordentlich durchlüften. Tür und Fenster aufreißen.

Frühjahrsputz.

Ich habe gar keine Probleme. Es sind nur Reste. Und Anfänge. Und irgendwo auch einfach eine müllige Leere.

Ich pule das kleine bisschen Schwarz unter meinen Nägeln weg, wasche die Hände, schaue drei Sekunden zu lange in den Spiegel und drehe den Hahn wieder zu.

Ab in die Kanalisation mit dem Kristall-Gesöff. Ab in die Dunkelheit.

Meine Haare binde ich zusammen und gehe aus dem Haus.

Es regnet.

Hätte ich mir alles sparen können.

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